Kaiserbad Heringsdorf- mondän und elegant
Kaiserbad Heringsdorf - Nizza der Ostsee
Das sehr elegante Kaiserbad Heringsdorf ist das schönste aller Kaiserbäder. Es wurde bereits 1890 als das "Nizza der Ostsee" bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis Kaiserbad Heringsdorf
- Fischerkolonie Heringsdorf
- Erste Logierhäuser in Heringsdorf
- Entwicklung Heringsdorfs
- Seebad Heringsdorf
- Delbrück-Ära
- Heringsdorf - Nizza der Ostsee
- Heringsdorf - "Berlins große Badewanne"
- Villa Staudt in Heringsdorf
- Berlins Millionäre zog es nach Heringsdorf
- Auswirkungen des I. Weltkrieges auf Heringsdorf
- Bedeutende Künstler in Heringsdorf
Fischerkolonie Heringsdorf
Oberforstmeister Georg Bernhard von Bülow hatte 1817 einen Teil des insolventen Rittergutes Mellenthin gekauft. Zu diesem gehörten das Rittergut Gothen mit dem Bauerndorf Neuhof, die Fischerkolonie Neukrug und das Fischerdorf Ahlbeck. 1818 begannen die Brüder von Bülow einzelne Waldstellen auf ihren Ländereien zu lichten. Die gewonnenen Bauplätze verkauften sie an Büdner, Besitzer kleiner Verkaufsbuden. Die Büdner bauten Fischerhütten zum Einsalzen und Verpacken der gefangenen Heringe. So entstand eine Fischerkolonie an der Küste. Im Jahr 1820 erhielt die Kolonie ihren Namen "Heringsdorf".
Erste Logierhäuser in Heringsdorf
Herr von Bülow ließ ein Gesellschaftshaus und ab 1824 drei Logierhäuser errichten. Heute ist nur noch das "Weiße Schloss" erhalten. Ein Haus für warme Bäder und eine Seebadeanstalten folgten. Die Anlagen blieben Gutseigentum. Als Eigentümer bestimmte er, welche Badegesellschaft eine neue Seebadeanstalt erhielt und wie sich das junge Seebad Heringsdorf entwickelte. Nach und nach verkaufte er seine Ländereien entlang der Usedomer Küste.
Entwicklung Heringsdorfs
Entscheidend für die Entwicklung Heringsdorfs waren neben den Brüdern von Bülow auch Adelbert und Hugo Delbrück sowie deren Kinder. Sie erkannten das Potential von Heringsdorf. Sie kauften Land, als es noch billig und unentwickelt war. So entstand 1854 die Agentur "Delbrück, Leo & Co.". Sie entwickelte sich bald zu einem bekannten Bankhaus. Die beiden Brüder hatten dafür Wald, die bereits bestehenden Badeanstalten und einige Häuser im Werte von 115.000 Talern von den Brüdern von Bülow erworben.
Seebad Heringsdorf
Badewillige flohen nun aus dem teuren Swinemünde. Sie zogen den Strand in Heringsdorf vor. Es wurden auf hölzernen Stegen stehende Kammern zum Auskleiden aufgebaut. Badekutschen standen zur Verfügung, die bei Bedarf ins Meer gezogen wurden. Am 19. Juni 1879 wurde Heringsdorf der Status "Seebad" zuerkannt.
Delbrück-Ära
Das Kurhaus mit seinem Casino, den Lese- und Tanzsälen entstand. Es wurde kultureller Mittelpunkt für große Kurgesellschaftsabende und Tanzabende mit namhaften Künstlern. Das 1873 erbaute Hotel "Atlantic" dominierte viele Jahre Heringsdorf. 300 Betten, 30 Bäder, eine Bar, eine Konditorei, Speise- und Gesellschafträume standen den Urlaubern zur Verfügung. Weitere Bauten folgten in der Delbrück-Ära, wie
große Hotels, z. B. das "Grand Hotel "Seeschloss" und "Wiener Küche",
weitere Badeanstalten,
die 508 Meter lange Kaiser-Wilhelm Brücke (1891),
das Familienbad mit einer ins Meer führenden Wasserrutsche.
Der Fremdenverkehr wurde perfektioniert. Durch die Landungsbrücke war das Seebad nun auf dem Schiffswege erreichbar.
Heringsdorf - Nizza der Ostsee
Die wichtigste Voraussetzung für die Entwicklung Heringsdorfs war die Anbindung an das Eisenbahnnetz. Nun konnten reiche Berliner in rund 3 Stunden dieses Ostseebad erreichen. Bereits gegen 1890 hatte sich Heringsdorf als "Nizza der Ostsee" etabliert.
Heringsdorf - "Berlins große Badewanne"
Das Seebad Heringsdorf war den Berlinern wegen der schnellen Verkehrsverbindung nun sehr nahe gerückt. Das "Nizza der Ostsee" wurde spöttisch als "Berlins große Badewanne" bezeichnet. In der Öffentlichkeit wurde Heringsdorf mehr und mehr als Vorort Berlins wahr genommen. Hier ließen die Reichsten des deutschen Kaiserreiches die herrlichsten Villen bauen. Jede Villa in der ersten Reihe der Promenade hat ihre eigene Geschichte.
Villa Staudt in Heringsdorf
In der Villa Staudt traf 1909 bis 1912 Kaiser Wilhelm II. mit seinem Gefolge ein. Er veranlasste einen wahren Volksrummel in Heringsdorf. Die Witwe des Konsuls Wilhelm Staudt verkaufte die schöne Villa 1938 an Hitlers Leibarzt Theodor Morell. Dieser führte die Villa als Privatsanatorium. Ende 1943 erfolgte eine Beschlagnahme durch die Wehrmacht.
Berlins Millionäre zog es nach Heringsdorf
Die Vormachtstellung der Delbrücks und ihr Einfluss in der Aristokratie und Politik war die Basis dafür, dass die reichsten Berliner nach Heringsdorf kamen. Das ist vor allem an der Vielzahl der schönen Villen erkennbar. Berlins Multimillionäre bauten hier ihre Sommerresidenzen, wie
Der Berliner Metropol-Theater-Direktor Fritz Max Jentz,
der Hofbankier der Hohenzollern Gerson von Bleichröder,
der Berliner Bankier Benoit Oppenheim.
Auswirkungen des I. Weltkrieges auf Heringsdorf
Im I. Weltkrieg ging der Besucherstrom stark zurück. Grundstücke mussten verkauft werden. Kredite konnten nicht mehr bedient werden. Nach dem 1. Weltkrieg entstanden der Sportplatz (1923) und Solebrunnen (1928).
Bedeutende Künstler in Heringsdorf
Bedingt durch den Kaiserrummel wurden viele Künstler angezogen. Heinrich Mann schrieb im Sommer 1923 das Essay "Heringsdorf, Vorort von Berlin". Fontane suchte nach einem Haus. Die expressionistischen Maler Lyonel Feininger und Strauß ließen sich inspirieren.